Rückblickend haben wir nach vorne geschaut

Ein paradoxer Rückblick auf die Zukunft
22. Dezember 2021 durch
Rückblickend haben wir nach vorne geschaut
42 N.E.R.D.S. GmbH, Vanessa Filler

Vor 50 Jahren betraten die ersten Marsbewohner die Marsoberfläche. Die ersten Marssiedler waren Wissenschaftler und Ingenieure, die sich ihr ganzes Leben lang auf diesen Moment vorbereitet hatten. Es war eine Zeit des Feierns, als sich die Menschheit endlich aufmachte, neue Grenzen außerhalb der Erdumlaufbahn zu erkunden. Wenn wir über unsere Errungenschaften der letzten 50 Jahre nachdenken, ist es unmöglich, nicht hoffnungsvoll auf das zu blicken, was der Menschheit in der Weltraumforschung bevorsteht - einschließlich Missionen zu allen Planeten unseres Sonnensystems und darüber hinaus.

Im Jahr 2021 werden wir 100 Jahre feiern, seit die Menschen die Erde für immer verlassen und begonnen haben, zwischen den Sternen zu leben - aber es gibt noch viele weitere Meilensteine, die vor uns liegen!

Wirklich? 

Natürlich nicht! Der Titel dieses Blogposts ist paradox. So paradox, wie unsere Zeiten. Als Geschäftsführer von 42 N.E.R.D.S. möchte ich meinen geschätzten Kunden, Partnern und Kollegen zum Jahresende einen paradoxen Ausblick auf die Vergangenheit und einen Rückblick in die Zukunft bieten. Viel Spaß beim Lesen. Da ich letztes Jahr keinen Rückblick geschrieben haben werde, musste ich mit 2020 angefangen haben.

Das Jahr 2020 wird ein gutes Jahr.

Ende 2019 haben wir uns aufgrund der soliden Auftragslage für ein neues Büro entschieden. Wir schreiben Januar 2020. Mein Kollege Nils und ich haben einen lohnenden Auftrag in Hamburg. Wir fahren jeden Tag mit "Thor", das ist Nils' Dienstwagen, ein Tesla Model 3, nach Hamburg. Wir beraten dort ein Hosting-Unternehmen in puncto "Managed Kubernetes". Im Headquarter in Uelzen, einem fast leeren 400qm-Büro sitzen zwei Kollegen, die den regionalen Markt mit Websites bedienen.

Odoo, unser ERP-System, macht es möglich, dass ich aus dem Auto ein paar Angebote schreibe und ein paar wenige kleine Projekte koordiniere. In diesem Jahr werden wir einen neuen Vertriebskollegen einstellen. Und drei Studenten werden ein Praktikum machen. Wir werden das erste Mal in der Firmengeschichte 500.000 € Jahresumsatz machen. Unser riesiges Büro wird sich mit Kollegen füllen. Nils und ich haben in 2019 eine Ausbildereignungsprüfung gemacht, um dieses Jahr ausbilden zu können.

Unser Arbeitsalltag wird durch die vielen Projektanfragen großer Dienstleistungsagenturen regelmäßig gestört werden, die wir leider nicht bedienen können, weil wir viel zu wenige Mitarbeiter haben.

Alles wie immer. Viel zu tun.

Im Jahr 2020 werden wir weiter wachsen und unseren Kundenstamm ausbauen. Wir sind bestrebt, die bestmöglichen Dienstleistungen und Produkte anzubieten und freuen uns darauf, unsere Partnerschaft mit Odoo auszubauen.

Ich wache auf. Nils fährt mit mir nach Uelzen. Wir sind gerade Höhe Lüneburg. Gleich nochmal die Kollegen in Uelzen besuchen. In den Nachrichten "Corona jetzt ganz neu, auch in Deutschland erhältlich". Huch? Naja, uns wird es nicht betreffen, denn

2020 wird ein gutes Jahr werden! Ja? 

NEIN!

Es ist inzwischen der 31. März. Gerade habe ich erfahren, dass unser großer Auftraggeber aus Hamburg mit sofortiger Wirkung den Auftrag beendet. 90% Umsatzeinbruch. Morgen fängt der neue Kollege an. Gleich nach Hause schicken? Vielleicht finden wir einen Ersatz-Auftrag? Bestimmt.

Mai. Nix. Der erste studierende Praktikant ist da. Noch reicht das Geld der Rechnungen. Corona-Beihilfe? Ach nee. Ist ja noch Geld da...

Juni. Ein kleineres Projekt. Reicht für Miete und den Mitarbeiter, der es umsetzt. Nun langsam muss aber... Kurzarbeit!

Juli. Ich beginne ein Projekt bei einem Hamburger Kunden. Die Kollegen sind zu großen Teilen in Kurzarbeit. Aufträge? Kleinkram. Reicht nicht. Ich sitze überwiegend alleine im Büro. Auf 400qm.

Im Rennwagen fahren wir im Nebel durch die Nordschleife.

Nehme ich Gas raus? Schicke ich Leute für immer nach Hause? "Rette" ich die Firma dadurch? Wie soll ich zwischen Lockdown und Homeoffice ein Team zusammenschweißen? Gefrustete Kollegen. Zermürbt durch das Hin und Her der Corona-Politik, ohne Ausgleich, ohne Perspektive.

"Wie sollen wir nur durchhalten?", denke ich, während ich den Kollegen gut zurede. In meinem Kopf gehe ich dabei die Prioritäten durch... Wer ist ersetzbar? In welcher Reihenfolge entlasse ich? Ich höre mich beinahe aus der dritten Person gebetsmühlenartig Motivation versprühen.

Ich jongliere mit dem bisschen Geld aus allen Projekten, dem Kurzarbeitergeld und viel Kraft regelmäßig die Gehälter zusammen. Gerade so. Teilweise ist am 20. des Monats noch nicht klar, woher die Gehälter bezahlt werden sollen.

Corona hat auch seine Vorteile: Im Lockdown sieht keiner meine kaputten Hosen. Nicht eine mehr heile. Egal! Durchhalten. "Gerade DU darfst jetzt mental nicht die Grätsche machen!" und "Du bist verantwortlich für deine Kollegen. DU musst Vorbild sein!"

Jahresende. Schlechtestes Jahr seit langem. Das erste Jahr mit "Miesen" mit Ausnahme der Gründungsjahre. Sch**ße.

Habe ich entlassen? Nein. Ich habe Corona-Beihilfe und Aufstockung bezahlt. Häufig kaum meine eigene private Miete bezahlen können. Ich halte zu und kämpfe für mein Team. Ich weiß, dass wir das schaffen. Denn...

...der Ausblick auf 2021...

...ist grandios. In meinem Kopf. Nur ist durch die Pandemie völlig unklar, wie ich mein Luftschloss so bauen will, dass es kein Kartenhaus wird.

Wenn uns bei 42 N.E.R.D.S. eines auszeichnet, dann der Zusammenhalt in diesem bombastischen Team.

Wir werden in 2021 das erste Mal drei Azubis einstellen.

Wir werden Tobi aus seinem Studium gerissen haben, um den mehrmonatigen Ausfall eines Kollegen zu kompensieren.

Trotzdem wird Tobi seine Bachelorarbeit unter diesen Mist-Umständen geschrieben und bestanden haben und wir werden natürlich froh sein, dass er danach bei uns ist.

Wir werden offen mit den inzwischen fertigen Studenten gesprochen haben. Hose runter: "Ich will dich gerne behalten, aber unsere Aufträge geben es noch nicht her, dir das volle Gehalt zu bezahlen. Hältst du zu mir?" (Das macht gar keinen Spaß. Natürlich wird keiner "Ja" sagen. Sie werden gehen!)

Resultat: "Ich möchte gerne hier bleiben. Deal!"

Das ist Zusammenhalt. Danke an die Kollegen. Ihr seid klasse!

Bombastisch wird in den Folgemonaten auch die Auftragslage und unser Engagement. Von Kurzarbeit gestern werden wir morgen auf absolute Höchstleistung bis an die Leistungsgrenze gegangen sein.

Wir werden uns gerieben haben. Aber im positiven Sinne. Wir werden trotz Lockdown an, Homeoffice an, Lockdown aus, Homeoffice aus, wieder an, wieder aus, 3G, 2G+, 2., 3., 4. Welle durchgehalten haben und plötzlich wird aus Parolen Inhalt. Aus motivierenden "Luftschlössern" erreichbare Ziele. Aus Hoffnung wird Erfolg.

Nicht alle werden diesen Weg mitgehen können. Es werden uns bedauerlicherweise Kollegen verlassen, die wir sehr geschätzt haben.

Wir werden 2021 als bestes Jahr seit Firmengründung abgeschlossen haben. Unseren Umsatz werden wir gegenüber 2020 fast verdreifacht haben. Sogar gegenüber 2019, dem bisher besten Jahr, werden wir nahezu verdoppelt haben. Wir werden tolle Azubis, Praktikanten, allgemein neue Teammitglieder gefunden haben.

Es wird kräftezehrend, aber der Hammer!

Ich werde allen Mitarbeitern sehr dankbar für alles sein, was uns diesen Weg möglich gemacht haben wird.

Ich werde allen Kunden dankbar sein, die wir in dieser Zeit neu kennenlernen durften. Ich werde Ihnen und euch dankbar sein, dass ihr ertragen habt, dass von KuG auf 150% Leistung nicht ganz ohne Reibungsverluste funktionierte. Wir werden euch Kunden trotzdem einen guten Service geleistet haben. Dennoch werde ich euch gegen Jahresende versprochen haben, was alles 2022 anders laufen wird. Deswegen beginnen wir nun mit

dem Jahresrückblick 2022.

Wer es bis hierher geschafft hat, dem ist sicherlich schon aufgefallen, dass wir paradoxerweise die Zeiten vertüddeln. Deswegen nun der Jahresrückblick aus der Vergangenheit in die Zukunft, oder so:

2022 war das Jahr der Verlässlichkeit und Qualität. Da wir damals in 2021 durch das volatile Geschäft unserem eigenen Qualitätsanspruch nicht immer gerecht werden konnten, haben wir Maßnahmen beschlossen, die wir mit großem Erfolg in 2022 umgesetzt haben.

Dazu gehört unter anderem, dass wir unsere liegengebliebenen Dinge aus 2021 sowohl in der Verwaltung, als auch der Technik im ersten Quartal 2022 aufgeräumt haben.

Wir haben in 2022 unseren Umsatz zwar weiter gesteigert, allerdings mehr oder weniger als Nebeneffekt, weil wir unsere Zeitfresser in den Griff bekommen und einen zweiten Standort eröffnet haben.

Ich habe seit Januar 2022 eine neue Assistentin der Geschäftsführung. Danke Nicole, dass du mir in diesem Jahr so viel Arbeit abgenommen hast. Du bist klasse!

In der Technik haben wir die Kommunikation im Projektgeschäft weiter professionalisiert und digitalisiert.

Unseren Kunden haben wir mit der neuen Abteilung Customer Success Management Ansprechpartner zur Verfügung gestellt, deren Aufgabe es ist, sich nur auf die Kunden zu konzentrieren. So vermeiden wir den Eindruck, dass es ständig neue Ansprechpartner gibt. Dieser Eindruck ist dem ein oder anderen Kunden in 2021 entstanden, weil wir nicht gut genug kommuniziert haben, dass Techniker keine Kundenansprechpartner sind. Unsere Kunden wollten aber feste Ansprechpartner, also Customer Success. Unsere Kunden lieben es!

Wir werden in 2022 unseren CO2-Abdruck dadurch maßgeblich gesenkt haben, dass wir Bäume gepflanzt haben. Eine kleine Preisanpassung Anfang des Jahres hat es uns möglich gemacht, mehrere tausend Bäume pflanzen zu lassen. Ja richtig: Mehrere Tausend! Wir lieben nicht nur unsere Arbeit, sondern auch unseren Planeten. Unsere Dienstwagenflotte ist schon damals in 2021 vollelektrisch gewesen. Der nächste Schritt war klar. CO2-Neutralität. Diese haben wir zwar noch nicht 100 % geschafft, aber riesige Schritte in diese Richtung unternommen. Die Verantwortung für unsere Umwelt liegt uns am Herzen. Danke allen Kunden. Das habt ihr möglich gemacht.

Am Herzen liegt uns auch, die berufliche Perspektive für junge Leute darzustellen. So haben wir auch in 2022 erfolgreich Studierende als Praktikanten und bei ihrer Bachelorarbeit begleitet. Dadurch konnten wir neue Kollegen in der Technik gewinnen. Natürlich haben wir auch neue Auszubildende ins kalte Wasser des betrieblichen Alltags geworfen. Vielen Dank allen Kollegen für das bombastische Engagement in 2022. Es war ein tolles Jahr. Das beste. Genau wie 2023, aber dazu nächstes Jahr mehr... 

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